Anzahl der Dollar-Millionäre (HNWI[1]) weltweit gesunken
Mehr als 3 Prozent weniger Dollar-Millionäre in Österreich
Reiche Privatanleger in der Region Asien-Pazifik verlieren am meisten Vermögen
Nach Angaben des World Wealth Report 2019 (WWR), der heute von Capgemini vorgestellt wurde, hat sich 2018 das Vermögen der US-Dollar-Millionäre um drei Prozent verringert, nachdem es zuvor sieben Jahre in Folge kontinuierlich gewachsen ist. Dies ist vor allem auf einen Rückgang der Vermögen in der Region Asien-Pazifik (insbesondere in China) zurückzuführen. Weltweit betrug der Verlust zwei Billionen US-Dollar. Auch in Österreich sank die Zahl der Millionäre 2018 erstmals gegenüber dem Vorjahr um über 3 Prozent. Trotz des Rückgangs vertrauen die Anleger weiterhin ihrem Vermögensverwalter und die Zufriedenheit mit dessen Dienstleistungen bleibt auf einem hohen Niveau.
Vermögen in der Asien-Pazifik Region nimmt ab - Reichtum im Nahen Osten steigt
Weltweit ging die Anzahl der HNWI um 0,3 Prozent und der Wert ihres Gesamtvermögens um fast drei Prozent zurück. Die Region Asien-Pazifik war am stärksten betroffen: Hier sank die Anzahl der Privatanleger mit einem frei verfügbaren Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar um 1,7 Prozent und deren Vermögen verringerte sich um 4,8 Prozent, was insgesamt eine Billion US-Dollar und damit die Hälfte des weltweiten Vermögensverlustes ausmacht. Allein China war im Asien-Pazifik-Raum für den größten Teil (53 Prozent) und weltweit gesehen für mehr als ein Viertel des Vermögensverlustes verantwortlich.
Zahl der österreichischen Millionäre geht deutlich zurück
US-Dollar-Millionäre mussten in fast allen Regionen einen Vermögensrückgang verzeichnen: In Lateinamerika ging es um fast vier Prozent zurück, in Europa um rund drei Prozent und in Nordamerika um rund ein Prozent. Gegen den Trend wuchs das Vermögen der HNWI im Mittleren Osten um mehr als vier Prozent und die Anzahl der HNWI stieg dort aufgrund des starken Bruttoinlandprodukts sowie der dortigen Finanzmarkt-Performance um sechs Prozent. Wie im Vorjahr repräsentieren die Märkte mit den meisten US-Dollar-Millionären - die USA, Japan, Deutschland und China – 61 Prozent aller HNWIs weltweit. In Österreich gab es auch erstmals wieder einen Rückgang der HNWI (2017-2018: -3,1 Prozent), womit es 2018 145.100 Dollar-Millionäre in Österreich gibt.
Ultra-HNWIs[2] verzeichnen den größten finanziellen Verlust
Die Anzahl der Ultra-HNWIs, also Personen mit einem anlagefähigen Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar, ging um fast vier Prozent zurück. Ihr Gesamtvermögen sank um rund sechs Prozent. Auch wenn nur rund jeder 100. Millionär zu dieser Gruppe zählt, machten deren Verluste 75 Prozent des Vermögensrückgangs weltweit aus. Die Einbußen der Mittelklasse-Millionäre (HNWIs mit fünf bis 30 Millionen US-Dollar Gesamtvermögen) sind für 20 Prozent des weltweiten Rückgangs verantwortlich. Lediglich die sogenannten „Millionäre von nebenan“ (HNWIs, die zwischen einer und fünf Millionen US-Dollar Vermögen besitzen und mit 90 Prozent den Großteil der Dollar-Millionäre ausmachen) waren 2018 am wenigsten betroffen - ihr Reichtum verringerte sich um 0,4 Prozent. Somit geht ein Großteil des Vermögensrückgangs zu Lasten der Millionäre in den höheren Reichtumsklassen (Ultra-HNWIs und Mittelklasse-Millionäre).
Bargeld wird zur beliebtesten Anlageklasse
Die Verteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen hat sich deutlich verändert: Im ersten Quartal 2019 wurden die Aktien durch Bargeld ersetzt, womit letzteres 28 Prozent des Finanzvermögens ausmachte, während die Aktien mit knapp 26 Prozent (ein Rückgang von fünf Prozentpunkten) auf die zweite Position im Ranking der Anlageklassen rutschten. Der volatile Aktienmarkt führte dazu, dass etwas mehr in alternative Anlagen (strukturierte Produkte, Hedgefonds, Derivate, Fremdwährungen, Rohstoffe und Private Equity) investiert wurde: Mit einem Anstieg um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr waren im ersten Quartal 2019 13 Prozent des HNWI-Vermögens in dieser Anlageklasse gebunden.
Das Vertrauen in Vermögensverwalter bleibt bestehen
Trotz rückläufiger Vermögen stieg das Vertrauen und die Zufriedenheit der Millionäre in ihre Vermögensverwaltungsgesellschaften gegenüber dem Vorjahr um drei Prozentpunkte auf fast 82 Prozent an. Die Ergebnisse des World Wealth Reports belegen, dass Vermögensverwalter den steigenden Erwartungen der HNWIs proaktiv begegnen müssen, da eine nicht zufriedenstellende Erfahrung mit Dienstleistungen 2018 der ausschlaggebendste Grund für einen Wechsel des Vermögensverwaltungsunternehmens war. Es wird erwartet, dass BigTechs[3] aufgrund ihrer digitalen Fähigkeiten zu den größten Herausforderern der Branche gehören, zumal weniger als die Hälfte[4] der HNWIs mit den aktuellen mobilen und Online-Plattformen der Vermögensverwalter zufrieden waren und 85 Prozent mehr digitale Interaktion einforderten, wenn sie auf Portfolioinformationen zugreifen. Gleichzeitig waren nur 62 Prozent der HNWIs mit den Gebühren ihres primären Vermögensverwalters zufrieden und viele verlangen stärker personalisierte Angebote, die sich auf eine höhere Wertschöpfung konzentrieren.
Dem Bericht zufolge würden Investitionen in fortschrittliche Technologien entscheidend zu einer besseren Kundenzufriedenheit führen. Während sich bei den Asset Managern Führungskräfte und Vermögensverwalter darüber einig sind, dass Künstliche Intelligenz (KI) einen großen Einfluss auf die Branche haben wird, gaben nur fünf Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie KI-Strategien in allen Kernbereichen umgesetzt haben. Damit es zu einem nachhaltigen Wachstum in diesem disruptiven Umfeld kommt, müssen Unternehmen drei Schlüsselstrategien verfolgen: die Erwartungshaltung zwischen Vermögensverwaltern und Kunden überbrücken, die IT-Strategie neu definieren und ein integriertes Ökosystem nutzen.
„Das volatile wirtschaftliche Umfeld im Jahr 2018 führte dazu, dass die US-Dollar-Millionäre Einbußen ihres Vermögens verzeichnen mussten. Nichtsdestotrotz ist es den Vermögensverwaltern gelungen, das Vertrauen ihrer Kunden zu erhalten", sagt Wolfgang Barvir, Head of Financial Services bei Capgemini in Österreich. „Der zukünftige Erfolg wird jedoch von der Flexibilität der Vermögensverwaltungsgesellschaften abhängen. So müssen sie das Kundenerlebnis verbessern und neue Wege finden, um durch stärker personalisierte Angebote einen Mehrwert zu schaffen. Neue Technologien und ein gutes Kundenverständnis sind hier der Schlüssel zum Erfolg."
Forschungsmethodik
Der World Wealth Report von Capgemini ist der branchenführende Benchmark für die Erfassung von High Net Worth Individuals (HNWIs), deren Vermögen und den globalen und wirtschaftlichen Bedingungen, die den Wandel in der Wealth-Management-Branche vorantreiben. Die diesjährige 23. Ausgabe enthält Ergebnisse aus eingehenden Primärstudien zu den Perspektiven und Verhaltensweisen der globalen HNWI. Basierend auf den Antworten von mehr als 2.500 HNWIs aus den 19 wichtigsten Vermögensverwaltungsmärkten in Nordamerika, Lateinamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum untersucht die Global HNW Insights Survey 2019 das Anlageverhalten, das Vertrauen und die Zuversicht, die Zufriedenheit, die Haltung gegenüber Gebühren und personalisierten Dienstleistungen von HNWIs. Die Umfrage analysiert auch die aktuellen Investitionsverhaltensmuster von HNWIs weltweit, einschließlich ihrer Präferenzen bei der Asset Allocation sowie der geografischen Allokation ihrer Investitionen.
[1] Als HNWIs gelten Personen, die über ein anlagefähiges Vermögen von über einer Million US-Dollar verfügen, ausgenommen Sammlerstücke, Verbrauchsmaterialien und Gebrauchsgüter.
[2] Ultra-HNWIs sind definiert als diejenigen, die die oberen 1% der HNWI-Population gemäß der obigen Definition repräsentieren.
[3] BigTech ist ein allgemeiner Begriff für datengesteuerte Technologieunternehmen, die traditionell nicht im Bereich Financial Services vertreten sind, wie Amazon, Google/Alphabet, Alibaba, Apple und Facebook.
[4] Weltweit sind 42% und 46% der HNWIs mit der mobilen bzw. Online-Plattform zufrieden.
Download Pressetext:
Link: www.capgemini.com/at
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